| Steglitz und seine Hauptstrasse Die Eisenbahnlinie Berlin-Potsdam war eine wichtige Initialzündung für das kleine märkische Dorf Steglitz, das bis ins frühe 19.Jahrhundert ein beschauliches Dasein zwischen den zwei großen preußischen Metropolen fristete. Ein halbes Jahrhundert zuvor rückte das kleine Städtchen schon einmal näher an Berlin heran, denn das Pflastern der alten preußischen Landstraße (1798, alte Reichsstraße 1 zwischen Aachen und dem Baltikum, erste gepflasterte Straße in Preußen) verschaffte dem Ort einen enormen Aufschwung. Der knapp 2 km lange Reichsstraßenabschnitt innerhalb Steglitz' wurde in der zweiten Hälfte des vorletzten Jahrhunderts in Schloßstraße umbenannt (nach dem am Ende der einstigen Dorfaue befindliche Steglitzer Schlösschen). | |||
| Das Wrangelschlösschen Am "Beyme-Schlösschen" oder "Wrangelschlösschen" wie es heute nach seinem berühmtesten Bewohner genannt wird wollen wir den Rundgang über Berlins zweitgrößte Einkaufsstrasse beginnen. Seit 1958 gehört dieses Kleinod dem Land Berlin, wurde von 1992 bis 1995 denkmalgerecht restauriert und wird heute vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf genutzt. Lange Zeit war im Wirtschaftstrakt das Schlossparktheater beherbergt. Hier wurden unter der Intendanz von Boleslaw Barlog die Klassiker der Moderne aufgeführt. Samuel Beckett inszenierte höchst selbst sein „Warten auf Godot“. Und Hildegard Knef feierte hier ihr Debüt. Momentan jedoch ist die Zukunft der Steglitzer Spielstätte ungewiß. | |||
| Der Kreisel Weithin sichtbar und erhaben thront der Steglitzer Kreisel über dem Stadtteil. Dieses Gebäude war einmal das höchste Haus der Stadt und benötigte sagenhafte 12 Jahre zur Fertigstellung. Denn nach dem Baubeginn 1968 stiegen die Baukosten so exorbitant an, daß die Bauträgergesellschaft im Jahr 1974 Insolvenz anmelden mußte. Seit 1980 ist der Kreisel aber fertig gestellt (Baukosten ca. 323 Mio. DM) und heute neben dem Bierpinsel eines der Wahrzeichen von Steglitz. Im 27 Stockwerke hohen Gebäude ist das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf untergebracht. Der untere Teil beherbergt zudem noch zahlreiche Lokale, einen Busbahnhof, einen U-Bahnhof, ein Parkhaus und viele Geschäfte, wie den Globetrotter-Megastore mit 4.300 qm und einem speziellen integrierten Jack Wolfskin Shop. Auch das einzige 4-Sterne-Hotel, das Best Western Hotel Steglitz International, befindet sich im Kreisel und bietet alles, was man von einem modernen Tagungshotel mit bester City-Anbindung erwartet. | |||
Das Schloss Auf der nördlichen Seite des Kreisels befindet sich der Herman-Ehlers-Platz, das alte und neue Zentrum von Steglitz. Neben Rathaus, Wochen- und Trödelmarkt und dem nicht zu überhörenden Verkehr fällt der Blick vor allem auf das 2006 eröffnete Shopping-Center "Das Schloss". Es umschließt das alte neogotische Rathaus mit einer Fassade, welche an die Kaufhäuser des 19. Jahrhunderts erinnert. Durch eine moderne Dachprojektion kann jedes beliebige Firmament erzeugt werden. Tag, Nacht, Sonne, Wolken - das ist einmalig in Deutschland. Mit über 90 Geschäften (unter anderem ein riesiger Media Markt), einer eigenen Zeitung, ständig wechselnden Attraktionen und der hier seit kurzem ansässigen Bezirkszentralbibliothek schuf sich "Das Schloss" einen herausragenden Stellenwert unter den Shopping-Centern dieser Stadt. Eine weitere Einmaligkeit ist wohl die Tatsache, daß drei große Berliner Radiostationen hier ihre Studios haben und live aus dem "Schloss" senden. | ||||
Shopping, Shopping, Shopping Das "Schloss" ist gewissermaßen das Tor zur Shoppingmeile des Berliner Südens. Auf den folgenden Metern drängen sich unglaubliche 4 Shopping Center und mehrere Kaufhäuser. So eine Dichte sucht man in ganz Deutschland vergebens. Bis zu den nächsten großen Häusern zeigt sich die Straße aber noch einmal von seiner gründerzeitlichen Seite, mit Erdgeschoßläden, Filialisten und Einzelhändlern. Hier behaupten sich neben Fielmann, Apollo-Optik oder MacPaper traditionsreiche Unternehmen wie der Bürobedarf Schmidt-Hagius oder auch neue Geschäfte wie das schwedische Unternehmen Bookbinders Design, welches eine große Auswahl an Fotoalben, Notizbüchern und nützlichen Boxen im Angebot hat. Das französische Kindermodegeschäft Petit Bateau hat hier seine einzige Berlin-Filiale. Ausgewählte Dessous findet man gleich nebenan bei Elfi. Zwischendurch gibt es immer wieder die Möglichkeit sich zu stärken, ob nun der Kaffee bei Starbucks, der Schnellimbiss bei Nordsee oder Dunkin´Donuts oder die Leckereien bei der Confiserie Reichert, Sawade oder Leysieffer - für das leibliche Wohl ist gesorgt. Nicht weit entfernt können Sie ausserdem bei Betten-Anthon im großen Sortiment rund ums Schlafen stöbern. | ||||
Die Galleria und Schloßstraße 110 An der Ecke Hubertusstrasse steht ein Kaufhaus ganz besonderer Art. In der Galleria Schloßstraße 101 befindet sich das größte Naturwarenangebot Berlins. Auf 4000 qm findet man ein ausgewähltes Sortiment von Mode bis Kosmetik und Möbel bis Lebensmittel - alles reine Naturprodukte aus biologischem Anbau oder umweltschonender Verarbeitung. Elegante und ausgefallenen Möbel, besonders aber grandiose Raumlösungen erhält man auch auf der gegenüber liegenden Straßenseite in der Ahornstraße bei "lebensart - kreatives wohnen". Vor der Autobahnüberführung befindet sich die Steglitzer C&A-Filiale. Ende der 90er Jahre wurde das Gebäude gründlich umgebaut, erhielt eine moderne Fassade und zeitgemäße Verkaufsflächen. Wiederum auf der anderen Seite im Einkaufszentrum "Schloßstraße 110" gibt es schon seit langem bei Hugendubel ein Café zum Schmökern und Pause machen und den großen Saturn-Markt. Auch wer auf der Suche nach modischer Sportbekleidung, oder Sportgeräten und -zubehör ist, findet hier bei Intersport Olympia garantiert das Richtige. | ||||
Zwei Berliner Institutionen direkt untereinander Die Assoziation der Architekten, die den Bierpinsel an der Autobahnüberführung entwarfen, war ein Baum und sollte den störenden Charakter der Hochstraße mildern. Obwohl er in einer einmaligen Formensprache durchgestaltet und wohl somit DAS Wahrzeichen von Steglitz ist, bleibt er seit seiner Eröffnung im Jahre 1976 umstritten. In den drei Ebenen befanden sich in der Vergangenheit Diskotheken und gastronomische Einrichtungen. Seit dem letzten Jahr ist der Bierpinsel ungenutzt und soll saniert werden und in Zukunft goldfarben erstrahlen. Unter der großen Brücke befindet sich das Paradies für alle Hobby-Bastler, Modellbauer und Kinder. "Werken Spielen Schenken" ist eine Institution auf der Schloßstrasse und für ganz Berlin - mittlerweile kann man im "Bistro creative" neben Spielzeugausstellungen und Vorführungen Kaffee und Kuchen genießen. | ||||
Wertheim, Karstadt und die Zukunft In dem folgenden Abschnitt der Schloßstrasse zwischen Schildhorn- und Markelstrasse wird sich in den kommenden Jahren sehr viel ändern. Hier stand bis vor kurzem das alte Karstadt Kaufhaus mit seiner bekannten Spezialabteilung Karstadt-Sport neben dem Wertheim Kaufhaus (seit 1920). Der Karstadt-Quelle-Konzern (nun Arcandor) hat beide Häuser verkauft, nutzt den Karstadt-Bau aber als Mieter. Die Neueröffnung war im April 2009. Karstadt Berlin Schlossstraße gehört zur Karstadt Premium Group, so wie das KaDeWe oder Karstadt am Kurfürstendamm. Im Karstadt Steglitz befindet sich auch das Feinkost-Angebot von PERFETTO Berlin Steglitz. Völlig umgestaltet werden soll nach der Neueröffnung von Karstadt das Wertheim-Areal. Geplant ist ein „Berlin Boulevard“, der mit „kleinteiliger Architektur“ einem Stadtviertel ähnelt. Kein typisches Shoppingcenter“, Stattdessen sollen „hochwertige“ Geschäfte in zwei Neubauten einziehen. | ||||
Titania Palast In direkter Nachbarschaft an der Ecke Gutsmuthsstrasse trotzt der altehrwürdige Titania Palast der allgegenwärtigen Gründerstimmung. Das 1928 eröffnete Kino war zu seiner Zeit ein wahres Luxus-Kino. Mit 1920 Sitzen, repräsentativen Eingang (damals direkt an der Schloßstraße) im Stile des Art Déco, einem Café, einer riesigen Garderobe und einem 60 Musiker starken Orchester war es eines der großzügigsten Lichtspielhäuser Deutschlands. 1945 gaben die Berliner Philharmoniker ihr erstes Konzert nach Kriegsende im Titania Palast. Auch die "Berlinale" startete hier im Jahr 1951 mit dem Eröffnungsfilm „Rebecca“ von Alfred Hitchcock. Heute hat sich das Haus der Zeit angepaßt und besitzt sieben Vorführsäle mit insgesamt etwa 1100 Plätzen, die gerade sogar erweitert werden. Zumindest äußerlich hat sich nicht viel verändert - das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Im Erdgeschoß entstehen derzeit neue Ladenflächen für die Textilketten Vero Moda und Mango. | ||||
Die Nummer 1 in der Schloßstraße Das nächste Haus auf der Schloßstraße atmet aus einem ganz anderen Grund Geschichte. Wer sich fragt, wo eigentlich die erste Shopping-Mall mit dem heute so beliebten „Shop-in-Shop“-System stand, findet hier die Antwort. Das forum Steglitz war Deutschlands Nummer 1 und entwickelte sich schnell zu einem Anziehungspunkt im Berliner Süden. Der Grund für diese Bauweise ist aus heutiger Sicht geradezu rührend und skurril. Es waren die Vorgaben an den Bauherrn, diesen ehemals traditionellen Wochenmarkt an der Schloßstraße in das Einkaufszentrum zu integrieren. Heute beherbergt es etwa 60 Geschäfte und gastronomische Betriebe, unter anderem das Marweld's, eine erstklassige Cocktailbar, welche sich der Kultur der "American Bar" verschrieben hat. Neben den großen Filialisten ESPRIT, Spiele Max, Innova, H & M befindet sich auch Karstadt Sport und der Reiseveranstalter Thomas Cook im "Forum". | ||||
Walther-Schreiber-Platz Die Schloßstraße nähert sich dem Walther-Schreiber-Platz. Auf der einen Seite bildet das neueste Shopping-Center der Straße, das SSC (Schloss-Strassen-Center) mit über 70 Fachgeschäftenden wie Zara, more & more, Toys "r" us, Tally Weijl, Aktiv Schuh, Cookmal u.v.a. den Abschluß. Und auf der anderen Straßenseite findet man neben dem renommierten Mode-Kaufhaus Peek & Cloppenburg viele Läden. Besonders auffällig ist die hohe Dichte von Mobilfunkanbietern - von Vodafone bis dug sind natürlich alle Anbieter präsent. Am Walther-Schreiber-Platz teilt sich die Schloßstraße in Bundesallee und Rheinstraße. Die Geschäfteflut hört nicht auf. So findet man nur ein paar Meter weiter bei Geo´s Wohn- und Schlafmöbel in der Rheinstraße 4 sämtliche Formen von Sofas, Sessel, Lampen, Regalen, Betten und Tischen. Bei dieser unglaublichen Dichte an Geschäften verwundert es nicht, daß die Schloßstraße das führende Berliner Shopping Quartier Kudamm/Tauentzien bereits in einigen Punkten überholen konnte. So hat sie die geringste Leerstandsquote der Stadt (5,6 %). Und wenn ab 2008 dann auch noch die Gehwege verbreitert werden (Planung des Bezirks Steglitz-Zehlendorf) und die Meile zwischen Rathaus und Walther-Schreiber-Platz auch wieder zum Flanieren und Verweilen einlädt, müssen sich die anderen Shopping-Regionen in Berlin wohl mächtig ins Zeug legen. | ||||
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